Wie wir die Spaltung in unserer Gesellschaft überwinden – Das Spaltungsphänomen in der Psychologie
Aktuell beschäftigt viele Menschen in unserem Land das Thema Spaltung. In meinen Beratungen höre ich das fast täglich.
Psychologisch betrachtet stellt eine Spaltung einen psychischen Abwehrmechanismus dar, der in einer frühkindlichen Phase entsteht, wo das Kind noch keine Integration von positiven und negativen Aspekten des eigenen Selbst und der Umgebung entwickelt hat. In spezifischen Belastungs- oder Konfliktsituationen sorgt dies dafür, dass die ablehnenden Gefühle gegenüber einer eigentlich geliebten Person nicht empfunden werden können und die Lösung in der Spaltung von guten und bösen Anteilen der Person liegt. Die Spaltung ist also ein früher Abwehrmechanismus, durch den man versucht sich von ängstigenden Gefühlen und Verwirrung zu befreien. Dieser Mechanismus wird oftmals durch andere unreife Abwehrmechanismen, wie die Verleugnung, die Projektion, die Entwertung und Idealisierung begleitet. Bei Personen, deren bevorzugter Abwehrmechanismus die Spaltung ist, wechseln die Gefühlszustände dementsprechend auffällig abrupt ab. Eben noch geliebte Objekte werden nun plötzlich gehasst, Traurigkeit schlägt spontan in Freude um, Vertrauen wird scheinbar unvermittelt von Misstrauen abgelöst und heftige Ängste zerstören gerade gefasste Zuversicht. All dies ist begründet auf der Unfähigkeit, die Ambivalenz von Gefühlen zu ertragen.
Heilung dieser Spaltungsabwehr kann sich in der Fähigkeit äußern, „Gutes im Bösen zu erkennen“ sowie „die negativen Seiten alles Guten zu akzeptieren“. Folge einer krankhaften Fixierung auf den Mechanismus der Spaltung ist die Aufrechterhaltung verzerrter und unrealistischer Vorstellungen vom eigenen Selbstbild sowie von seinem Umfeld.
Was bedeutet Spaltung der Gesellschaft?
„Gemeint ist damit das Phänomen, dass Menschen aus idealistischen, politischen oder ethischen Motiven rechtliche oder auch soziale Regeln des Zusammenlebens überschreiten.“
Was, wenn schon in der Politik die frühkindlichen Spaltungsmechanismen bei den Ministern in Erscheinung treten, weil sie in Belastungssituationen wie einer Pandemie versuchen, sich von ängstigenden Gefühlen zu befreien? Dann würden entsprechende Minister die Gesellschaft nur in guten und in bösen Bürgern sehen, z.B. in Impfwilligen und Impfunwilligen. Und was, wenn der Bürger versucht, sich ebenfalls durch diesen Spaltungsmechanismus von Angst und Verwirrung zu befreien, die von Politikern oder der Presse verstärkt werden? Dann würden sie vielleicht den Virus verleugnen oder die Spaltung oder die Wirksamkeit einer Impfung leugnen. Vielleicht würden sie sich gegenseitig entwerten oder der Bürger die Politiker, oder gar die Politiker die unangepassten Bürger entwerten. Vielleicht würden einige Bürger oder Politiker auch die Wissenschaft und die Schulmedizin idealisieren, andere wiederum die Naturheilkunde.
Heilung der gesellschaftlichen Spaltung würde dann darin bestehen, Transparenz zu schaffen und sämtliche Informationen und Sichtweisen auf den Tisch zu legen, objektiv zu diskutieren und gemeinsam eine Lösung zu finden. Dies würde bedeuten, dass Wissenschaftler objektiv ein eindeutiges Ergebnis präsentieren und dass eine Ganzheitsmedizin erschaffen würde, die Schulmedizin und Naturheilkunde im Sinne einer optimalen Patientenversorgung vereint.
Wenn man nun in der Heilungsphase das „Gute im Bösen“ erkennen und „die negativen Seiten alles Guten“ akzeptieren möchte, dann wird es notwendig sein, dass sich beide Seiten zuhören und lernen einander zu verstehen und zu vertrauen. Vielleicht ist „das Gute im Bösen“ die Akzeptanz, dass uns der Virus etwas lehren kann, dass wir in Zukunft weniger Auto fahren, in ferne Länder fliegen und mit Kreuzfahrtschiffen die Umwelt verschmutzen oder dass wir diesen unsäglichen Machbarkeitswahn beenden und zu Demut kommen gegenüber unserer Natur/ unserer Erde, die uns nährt. Vielleicht erkennen wir, dass in der guten Absicht unserer idealisierten Politiker auch Geldgier, Korruption und eine gehörige Portion Narzissmus steckt oder dass sich einzelne Gruppierungen an der Menschheit schuldig machen in dem Glauben, etwas Gutes zu tun.
All das könnte nötig sein, um zu heilen, um wieder zusammenzufinden. Irgendwann.